Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die deutsche Pharmabranche alles andere als eingerostet ist. Mit Biontech ist es einem jungen Mainzer Unternehmen gelungen, den ersten Impfstoff gegen das Virus zu entwickeln. Mit Schott Pharma versucht jetzt ebenfalls ein Unternehmen aus Mainz, das erst kürzlich aus dem Konzern ausgegliedert wurde, ihr Glück an der Börse. Der Zeitpunkt scheint günstig, Schott Pharma hat äußerst erfolgreiche Jahre hinter sich.
Droht Anlegern bei Schott Pharma ein Synlab ein Déjà-vu?
In einem solchen Erfolg sonnte sich im April 2021 auch Europas größte Laborkette Synlab. Damals standen die Zeichen gut, die Geschäfte während Corona brummten und das Unternehmen wurde mit einer hohen Bewertung an die Börse geschickt. Die Vorschusslorbeeren waren allerdings zu groß, das Geschäft normalisierte sich und ähnliche Wachstumsraten dürfte es wohl nur bei einer erneuten Pandemie geben. So kam es, dass die Aktie nach einem kurzen und steilen Anstieg auf 25 Euro jetzt nur noch bei 8,50 Euro notiert. Kein guter Deal für Aktionäre. Auch bei Schott Pharma könnte sich die Geschichte wiederholen, da der Umsatz in diesem Jahr nicht mehr an die Rekorde aus den Vorjahren heranreichen soll. Zwar sind dafür auch andere Faktoren und Einmalkosten ausschlaggebend, die positive Sonderkonjunktur durch die Pandemie dürfte jedoch die entscheidende Rolle spielen.
Anlegerinteresse an Schott Pharma ist groß
Aber es gibt auch viel Positives: Schott Pharma bedient einen Nischenmarkt mit hohen Eintrittsbarrieren. Zusätzliches Wachstum eröffnet sich durch neue Arzneimittel, wie sie von Novo Nordisk und Eli Lilly hergestellt werden. Der Geschäftsbereich ist exklusiv genug, die Margen sind hoch und ein Global Champion könnte entstehen. Mit der Qatar Holding hat das Unternehmen einen großen und wichtigen Ankerinvestor. Zudem garantiert allein schon die Seltenheit von Börsengängen in diesen Tagen Interesse. In Frankfurt gab es 2023 erst zwei Börsengänge. Der deutsche Hersteller von grünem Wasserstoff Nucera und der Anbieter von Webhosting-Diensten Ionos waren erfolgreich. Mit Schott Pharma dürfte nun wohl auch der bislang größte Börsengang in diesem Jahr gelingen.
Hohe Wachstumsfantasie bleibt Risiko bei Schott Pharma
Morgen strebt also zur Abwechslung mal kein klassisches Start-Up an die Börse, sondern ein Unternehmen, das über die letzten Jahre konstant organisch gewachsen ist und mit der Corona-Pandemie den Booster für seine Produkte erfahren hat. Der Bedarf nach Spezialverpackungen und hygienischen Artikeln sollte in den kommenden Jahren anhalten und spielt der Firmenstrategie in die Karten. Die geplante Zuteilung der Aktien in der Mitte der Preisspanne macht Schott Pharma durchaus zu einem interessanten Anlageobjekt. Allerdings sind die Risiken nicht zu unterschätzen und die entscheidende Frage wird sein, ob die prognostizierten Wachstumsraten in den kommenden Jahren auch erreicht werden.
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