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Kurswechsel in der Geldpolitik – Banken hoffen auf endlich steigende Zinsen

Das Jahresende hat es noch einmal in sich. Mit den beiden Notenbanksitzungen der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank ist für reichlich Nachrichtenstoff an der Börse gesorgt. Zwar wurde kommunikativ der Grundstein für den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik bereits gelegt. Mit einer Beschleunigung des Taperings in Washington und mehr und mehr warnenden Stimmen aus Frankfurt, was das Thema Inflation angeht, könnte den Börsen dennoch ein unruhiger Jahreswechsel bevorstehen. Aber wo Risiken sind, lauern auch immer Chancen an der Börse. Und die könnten sich mit einer strafferen Geldpolitik und möglichen Zinserhöhungen im kommenden Jahr für den Bankensektor ergeben.

Widerstandsfähig in der Pandemie

Die jahrelang unter der Nullzinspolitik leidende Finanzbranche hofft wieder einmal darauf, mit steigenden Zinsen eine neue, alte Einnahmequelle zurückzubekommen. Eine Aussicht, die sich in der Vergangenheit zwar schon oft als Strohfeuer entpuppt hat, da es nie dazu kam. Gerade jetzt aber lebt die Hoffnung auf. In der Corona-Pandemie haben die Banken ihre Widerstandsfähigkeit mehr als bewiesen, wozu ein reges Geschäft mit Fusionen und Übernahmen und hohe Handelsaktivitäten durch die Börsenturbulenzen beigetragen haben.

Die Zinsmarge ist das Problem

Auf der anderen Seite wurden die Bilanzen durch niedrige Anleiherenditen belastet. Sie schmälern die Nettozinsmargen der Banken. Die Differenz zwischen den Zinsen, die sie für Kredite erhalten, und dem, was sie für Einlagen auszahlen, liegt auch trotz des kurzen Anscheins einer Erholung weiterhin im negativen Bereich. Diese dürfte dann eine Fortsetzung erfahren wenn die US-Notenbank im nächsten Jahr auf einen Zinserhöhungskurs einschwenkt. Damit könnte das stiefmütterliche Dasein der Banken dann in der Tat ein Ende finden und der Finanzsektor auch eine interessante Gelegenheit für Anleger bieten. Auch da Bankaktien als einer der wenigen Sektoren im Vergleich zu anderen Gruppen vergleichsweise unterbewertet aussehen, was zumindest für Europa seine ganz speziellen Gründe hat. Deutlich teurer sind die US-Banken, die im Durchschnitt dennoch nur mit dem 10,7-fachen der für das nächste Jahr erwarteten Gewinne gehandelt werden.

Klassenbester eines schlechten Jahrgangs

In Europa kämpft mit der Deutschen Bank der einstige Branchenprimus aus Frankfurt darum, Klassenbester eines schlechten Jahrgangs zu werden. Das Management hat die 2019 vorgestellte Strategie bisher erfolgreich umgesetzt, mit Ertragswachstum und guten Aussichten für die kommenden Quartale. Aber was noch wichtiger ist, auch mit dem Nachweis, dass die Bank die Kosten wieder im Griff hat. Auch deshalb hat die Aktie zwar ihre europäischen Konkurrenten in Sachen Kursentwicklung zwar knapp geschlagen. Dies ist jedoch nur ein dürftiger Beweis der Stärke, da die Performance negativ ist und die Deutsche Bank so gut wie keine Dividenden gezahlt hat.

Ob die zuletzt wieder etwas positivere Grundstimmung bezüglich der Bankaktien von den leicht steigenden Zinsen abhängt oder weil sich die schlimmsten Befürchtungen, was Insolvenzen angeht, nicht bewahrheitet haben, lässt sich noch nicht abschließend sagen. Dennoch könnte der Sektor trotz schon wieder höherer Kurse nach dem Corona-Crash immer noch eine gute Gelegenheit für den Einstieg langfristig orientierter Anleger sein, da in den vergangenen zwei Jahren die schlechtesten Nachrichten bereits eingepreist worden sein dürften. Der Optimist sieht bei der krisengeschüttelten Deutschen Bank gar den Turnaround geschafft, der Pessimist wartet eher die möglichen Turbulenzen durch den geldpolitischen Kurswechsel noch ab.

Volatile Börsenzeiten mit eventuell überraschenden Profiteuren

Denn noch ist nicht gesagt, wie der jahrelang liquiditätsverwöhnte Gesamtmarkt auf den bevorstehenden Entzug reagieren wird. Bislang sieht es zwar so aus, als hätte der Aktienmarkt ein beschleunigtes Tapering der Fed schon eingepreist. Dann wäre mit der Vollzugsnachricht und der schwindenden Unsicherheit darüber in der Theorie der Weg frei für eine Rally nach den Fakten. Und auch mit dem Blick in die Vergangenheit der letzten vier Zinserhöhungszyklen könnte die Kaufaktivität in den kommenden Monaten wieder zunehmen. So hat der S&P 500 ein Jahr vor der ersten Zinserhöhung bis sechs Monate danach im Durchschnitt fast 15 Prozent zugelegt. Das bedeutet jedoch nicht, dass Anleger blindlings ihr Geld jetzt in den Aktienmarkt investieren sollten. Die Volatilität dürfte weiter hoch bleiben, mit eventuell überraschenden Profiteuren.

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