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Synlab geht an die Börse – Nachfrage im Vorfeld schwächelt

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die deutsche Pharma- und Biotechbranche alles andere als eingerostet ist. Mit Biontech ist es einem jungen Mainzer Unternehmen gelungen, den ersten wirksamen Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln. Und mit Curevac aus Tübingen tummelt sich ein weiteres hoffnungsvolles Unternehmen in der Champions League der Biotechbranche und wird in den kommenden Wochen seinen Impfstoff auf den Markt bringen. Die Kursentwicklungen von Biontech und Curevac an den Börsen bestätigen diesen Erfolg in Zahlen. Immer mehr Wagnisinvestoren entdecken die Stärke der deutschen Biotechunternehmen und wollen Kapital bereitstellen. In diesem Fahrwasser will am Freitag Europas größte Laborkette Synlab an die Börse gehen, muss allerdings mit geringeren Einnahmen leben als zunächst erwartet – gut für den Anleger.

Corona-Tests sorgen für Gewinn- und Umsatzsprung

Die aktuelle Covid-19-Pandemie hat die Bedeutung medizinischer Diagnosedienstleistungen deutlich hervorgehoben. Die hohe Nachfrage nach Corona-Tests hat den Umsatz von Synlab im Jahr 2020 um 38 Prozent auf mehr als 2,6 Milliarden Euro und den bereinigten Gewinn sogar um 71 Prozent auf 679 Millionen Euro steigen lassen. Für das laufende Jahr werden mehr als drei Milliarden Euro Umsatz angepeilt, auch ist erstmalig eine Dividende geplant.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich keine ärztliche Fachrichtung so rasant entwickelt wie die Labormedizin, was die Ökonomisierung angeht. Aus kleinen Gemeinschaftspraxen sind große Konzerne mit Holding-Struktur geworden wie zum Beispiel auch Synlab. Der derzeitige Eigentümer, die Private Equity Firma Cinven kaufte die Laborkette 2015 für 1,7 Milliarden Euro von der rivalisierenden Buyout-Gruppe BC Partners und fusionierte sie mit dem französischen Unternehmen Labco, um Europas größtes Labordienstleistungsunternehmen zu schaffen, das rund 500 Millionen Tests pro Jahr für 100 Millionen Patienten durchführt.

Börsengang kleiner als geplant

Gestern ist bekannt geworden, dass das IPO mit einem Emissionsvolumen knapp 800 Millionen Euro deutlich kleiner als geplant ausfallen könnte. Laut Bloomberg sollen die Aktien mit 18 Euro am unteren Ende der Preisspanne zugeteilt werden, weshalb sich die Alteigentümer auch dazu entschieden hätten, weniger Aktien zu verkaufen. Mit dem Geld will Synlab Schulden tilgen und durch Akquisitionen weiterwachsen, um den stark fragmentierten europäischen Markt für medizinische Diagnostik zu konsolidieren. Das Unternehmen hat 200 Millionen Euro für Fusionen und Übernahmen pro Jahr vorgesehen.

Mehr Potenzial in der billigeren Aktie

Somit strebt am Freitag zur Abwechslung mal kein klassisches Start-Up an die Börse, sondern ein Unternehmen, das über die letzten Jahre konstant organisch, aber auch durch Fusionen gewachsen ist und mit der Corona-Pandemie den Booster für seine Dienstleistungen erfahren hat. Der Bedarf nach Tests und hygienischen Artikeln sollte in den kommenden Monaten anhalten und spielt der Firmenstrategie damit perfekt in die Karten. Eine Zuteilung der Aktien am unteren Ende der Preisspanne könnte Synlab durchaus zu einem interessanten Anlageobjekt machen.

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