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US-Midterms – Enges Rennen in Washington, Ausgang offen

Die Märkte schätzen Gewissheit, jedoch ist diese in Sachen Midterms noch nicht vorhanden. Anders als die Umfragen vermuten ließen, gewannen die Republikaner zwar Sitze im Repräsentantenhaus hinzu, was einen geteilten Kongress für die nächsten zwei Jahre wahrscheinlicher macht. Aber zur Stunde ist auch noch nicht klar, wie sich der Senat zusammensetzen und die Wahl endgültig ausgehen wird.

Stillstand ist eher gut für die Börse

Was den Aktienmarkt angeht, so dürfte ein Stillstand in Washington eine eher positive Wirkung entfalten. Ein geteilter Kongress bedeutet weniger politische Veränderung und weniger Risiken für einzelne Sektoren wie das Gesundheitswesen oder den Energiesektor aufgrund der politischen Prioritäten einer Partei. Auch größere Änderungen in Sachen Steuern sind eher unwahrscheinlich. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass die politische Zankerei das grundlegende Funktionieren der Regierung beeinträchtigt. Ein gespaltener Kongress müsste sich auf einen Kompromiss zum Bundeshaushalt einigen und die Schuldenobergrenze etwa Mitte 2023 anheben. Ein Stillstand der Regierung infolge langwieriger Auseinandersetzungen in beiden Bereichen könnte für die Anleger zumindest zu einem späteren Zeitpunkt schmerzhaft werden.

Statistik spricht für steigende Kurse

Unabhängig vom Wahlergebnis ist die aktuelle Phase enorm wichtig für die Börsen. In der Vergangenheit stellten die Midterms wichtige Weichen für den weiteren Kursverlauf und dieser war meist positiv geprägt. Blickt man 12 Monate nach vorne, konnten die US-Börsen nach den letzten 19 Zwischenwahlen seit dem Zweiten Weltkrieg im Durchschnitt um rund 15 Prozent zulegen. Der S&P 500 hat sich im Jahr nach den Zwischenwahlen überdurchschnittlich gut entwickelt. Von den 19 Zwischenwahlen seit 1945 gab es drei, bei denen die Demokraten die volle Kontrolle hatten, aber mindestens eine Kammer des Kongresses an die Republikaner abgaben. In einer dieser drei Perioden (1994) stieg der S&P 500 im darauffolgenden Jahr stark an, während in den beiden anderen Perioden (1946 und 2010) die Jahresperformance neutral war.

Washington spielt in dieser Krise nur die Nebenrolle

Natürlich spielen bei den Marktbewegungen auch andere Faktoren eine Rolle als lediglich die Frage, welche Partei den Kongress oder das Weiße Haus kontrolliert. Die Politik der US-Notenbank, die Geopolitik und die Fundamentaldaten der Wirtschaft sowie die Unternehmensgewinne dürfen nicht vernachlässigt werden. Der Aktienmarkt hat sich in der Vergangenheit nach den Zwischenwahlen und vor allem im dritten Jahr nach den Präsidentschaftswahlen gut entwickelt, aber keiner dieser positiven politischen zyklischen Trends wird einen großen Unterschied machen, wenn die Inflation hoch bleibt, was die Fed zu weiteren Zinserhöhungen und möglicherweise einer harten Landung der Wirtschaft zwingen würde. Wenn die Inflation anhält und die Fed die Zinssätze schneller oder höher anheben und länger beibehalten muss, wären der Preis für die Verlangsamung der Inflation eine Rezession und damit niedrigere Unternehmensgewinne. Vor diesem Hintergrund könnten die Aktienkurse fallen, egal wer in Washington das Sagen hat.

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