Knapp verfehlt ist auch vorbei. Der Goldpreis ist am 8. März nur knapp an einem neuen historischen Höchstkurs vorbeigeschrammt. Weniger als fünf Dollar haben am Ende gefehlt, um die historische Bestmarke zu überschreiten. Nun stellt sich die Frage: Warum kann der Goldpreis nicht von dem gestiegenen geopolitischen Risiko profitieren?
Gold in Russlands Zentralbank
Seit der Finanzkrise kauft Russland große Mengen Gold und lagert diese im eigenen Land physisch ein. Der Anteil der Goldreserven an der Zentralbankgeldmenge M0 sowie an den Geldmengen M1 und M2 hat seit der Finanzkrise 2008 bedeutsam zugenommen. Ende des vierten Quartals hielt die russische Zentralbank 2301 Tonnen Gold. Das ist mehr als China (1948 t), die Schweiz (1040 t), aber weniger als die USA (8133 t), Deutschland (3359 t), Italien (2451 t) und Frankreich (2436 t). Bei einem Goldpreis von 1919 USD beträgt der Wert der russischen Goldreserven rund 141 Milliarden USD. Am 15. März gab Russlands Zentralbank bekannt, kein weiteres Gold mehr kaufen zu wollen. Als Grund wurde angefhrt, dass die russische Bevölkerung selbst große Mengen Gold kaufe. Viele Optionen für russische Investoren neben dem Goldkauf sind aufgrund von Sanktionen nicht mehr verfügbar.
USA wollen Goldverkäufe Russlands stoppen
Am 8. März haben Senatoren in den USA einen Gesetzesentwurf vorgelegt, um Russland am Goldverkauf zu hindern. "Diese Gesetzesvorlage wird sekundäre Sanktionen aktivieren gegen Akteure, die Russland helfen, sich durch den Kauf oder Verkauf von Blutgold zu finanzieren", heißt es in der Vorlage, die den Titel "Stop Russian Government and Oligarchs from Limiting Democracy (Stop Russiand GOLD) Act" trägt.
Die Senatoren fordern, dass es Russland schwerer gemacht wird, sein Gold zu liqudieren, um an US-Dollars zu kommen, um den Krieg in der Ukraine zu finanzieren oder fällige Staatsanleihen bedienen zu können - um eine Staatspleite in Folge abzuwenden.
Russlands Staatsanleihen: Kommt Russlands Staatsbankrott?
Die russische Wirtschaft befindet sich im freien Fall. Am heutigen Mittwoch wird Russland eine Eurobond-Anleihe in US-Dollar im Wert von 117 Millionen USD zurückbezahlen müssen. Fitch Ratings gab bekannt, dass Russland nach einer Karenzzeit von 30 Tagen eine Staatspleite erleben würde, wenn sie versuchen, die Transaktion in russischen Rubel durchzuführen. Einige Staatsanleihen haben aber auch nur einen tolerierten Zahlungsverzug von 15 Tagen. Laut dem russischen Finanzministerium würde ein Zahlungsverzug lediglich eine "künstliche Staatspleite" herbeiführen, da Russland ohne Sanktionen zahlungskräftig sei. Russland schuldet ausländischen Investoren 20 Milliarden USD, russische Unternehmen bringen es zusätzlich auf 90 Milliarden USD.
Die Unfähigkeit Russlands, eine Anleihe im Jahr 1998 zu bezahlen führte fast zur Insolvenz des US-Hedgefonds LTCM. Dann restrukturierte Russland seine Auslandsschulden, die teilweise noch auf Rubel lauteten, konnte aber seine bereits in USD ausgeschriebenen Schulden weiter bedienen. Die letzte "echte" Staatspleite erlebte Russland im Jahr 1917.
Goldpreis: Perspektiven ändern sich
Die Nachricht, dass Russlands Zentralbank in absehbarer Zukunft kein weiteres Gold mehr kaufen wird ist eine schlechte Nachricht für den Goldpreis. Noch schlimmer wä re es, würde Russland anfangen einen Teil seiner Goldreserven zu verkaufen. Die Frage ist allerdings, wie das geschehen soll. Wer wird mit US-Dollar-Bargeld nach Moskau fahren, das Geld dort gegen Gold tauschen und dann wieder versuchen, das Land zu verlasen mit einem Lkw voller Gold? Vor allem, wenn es sich dabei um Millionensummen handelt?
In der Gesetzesvorlage der US-Senatoren heißt es: "Russlands erhebliche Goldreserven sind eine der wenigen verbleibenden Vermögenswerte, die Putin nutzen kann, um seine Wirtschaft vor einem weiteren Sturz zu bewahren." Der Vorwurf lautet, dass Russland noch andere Schlupflöcher in den Sanktionen benutzt, um Geldwäsche mit Gold zu betreiben. Russland kaufe inoffiziell Gold, um die Abwertung der eigenen Währung, des Rubels, zu bremsen und verkaufe dieses Gold wieder, um sich auf dem internationalen Markt mit höherwertigen Währungen wie dem USD oder EUR zu versorgen.
Fazit
Der Goldpreis richtet sich am Ende des Tages wie jeder andere Markt der Welt nach Angebot und Nachfrage. Sollte Russland als Käufer von Gold ausfallen, könnte sich das Angebot erhöhen, was Druck auf den Goldpreis auslösen würde. Außerdem könnte dies die Stimmung am Goldmarkt psychologisch belasten. Die Unsicherheit über den Verbleib des russischen Goldes dürfte ein Mitgrund gewesen sein, warum es der Goldpreis nicht geschafft hat, auf ein neues Allzeithoch anzusteigen.
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