Inflation wohin man blickt: Die Debatte über ein anziehendes Preisniveau will an den Märkten nicht abreißen. Eher enttäuschende Wirtschaftsdaten wie die letzte Woche gemeldeten Arbeitsmarktdaten aus den USA könnten derzeit auch gute Daten sein, wenn es um das Thema Überhitzung der Wirtschaft und steigende Preise geht. Der Goldpreis profitiert von steigendem Inflationsdruck. Schließlich deuten die zuletzt nicht mehr besonders starken Wirtschaftsdaten auch darauf hin, dass auch die derzeit üppige Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken wohl erst einmal noch nicht abreißen wird. Oder kommt morgen doch alles anders?
EZB-Sitzung am Goldmarkt aktuell im Blick
Während sich EZB-Chefin Lagarde am morgigen Donnerstag um 14:30 Uhr ans Mikrofon setzt, laufen die Inflationsdaten aus den USA über die Ticker. Es dürfte eine brisante Pressekonferenz werden, vor allem dann, wenn zum Start weiter dynamisch steigende Preise aus den USA gemeldet werden sollten. Bis dahin könnte der Goldpreis heute in seiner „mal abwarten, was kommt“-Position verbleiben, wobei auch das eine oder andere volatile Schwanken durchaus im Bereich des Möglichen bleibt, wie wir in den letzten Tagen bereits gesehen haben.
Es kann durchaus zu einem "Front Running" auf die Beschlüsse der EZB kommen, zumal in der kommenden Woche auch die amerikanische Notenbank ihren jüngsten geldpolitischen Input liefern wird. Bei einem solchen "Front Running" positionieren Trader im Vorfeld der Ereignisse ihre Trades und spekulieren auf ein Ergebnis, das wenn es eintritt Anlass sein könnte für Gewinnmitnahmen eben dieser Trader. Man sagt dann auch, dass die erste Bewegung auf die geldpolitischen Beschlüsse "die falsche" sei, weil auf die erste Reaktion dann noch einmal die Kurse drehen können, um eine gänzlich andere Richtung einzuschlagen. Eine Garantie, dass dies im morgigen Falle auch so sein wird gibt es natürlich nicht. Insgesamt sehen wir bis jetzt einen relativ ruhigen Handel.
Aktien und Öl: Wie sie den Goldpreis beeinflussen können
Ob die Spannungen rund um den Iran und dessen Atomprogramm dazu führen werden, dass der Ölpreis noch weiter steigen wird, ist ebenfalls eine hitzige Debatte. Immerhin spielt der Ölpreis eine gewichtige Rolle bei der Bestimmung der Inflation. Der Preis für WTI Cash CFDs kratzt an der 70-Dollar-Marke - das ist das höchste Niveau seit Oktober 2018.
Während die Debatte an den Märkten sich um das Thema Inflation dreht scheint der Aufwärtstrend im Germany 30 Cash CFD aktuell nicht enden zu wollen. Technisch betrachtet ist der Aufwärtstrend intakt und Aufwärtstrends sterben keinen Alterstod, auch wenn die Volatilität zuletzt eher niedrig ausgefallen ist.
Derzeit besteht aufgrund der niedrigen Volatilität bei Aktien wenig Absicherungsbedarf für institutionelle Investoren und andere Anlegergruppen. Anleger kaufen Gold derzeit vermutlich vor allem wegen der Erwartungshaltung einer steigenden Inflation, die ihrerseits durch teurer werdende Ölpreise befeuert werden könnte.
Goldpreis vor kräftigem Anstieg?
Nun lässt sich im Vorfeld nie prognostizieren, ob der Goldpreis stark steigen wird oder nicht. Was jetzt allerdings als nächstes kommen könnte ist eine Reihe von Maßnahmen, die den Goldpreis in seiner Entwicklung stützen könnten. Aus diesen Gründen:
1) Eine Trendwende im Goldchart könnte abgewendet worden sein. Die Unterstützung bei $1863 konnte zuletzt verteidigt werden.
2) Die US-Politik könnte drauf und dran sein, ein viele Billionen Dollar schweres Infrastrukturpaket auf Pump zu verabschieden.
3) Die amerikanische Notenbank Fed könnte ihr Anleihekaufprogramm länger aktiv lassen als erwartet.
4) Die Pandemie könnte in Ländern mit einer langsameren Impfkampagne länger dauern als erwartet.
Wann geht der Goldpreis hoch?
Charttechnisch betrachtet haben wir es mit einer Impulsauffächerung nach der Elliottwellenanalyse zu tun. Nach einem Test einer Unterstützung bei $1863 kam es zu einem 123-Tief. Dieser Anfangsimpuls von Anfang Juni hat sich bereits voll aufgefächert. Nun scheinen die Goldanleger auf den Input der beiden großen Notenbanken zu warten.
Goldpreis in US-Dollar mit Bodenbildung im 5-Minuten-Chart (Gold Cash CFD), Eine Kerze = 1 Monat, Quelle: CMC Markets
Wie steht der Goldpreis 2021?
Es ist ein Irrglaube, dass der Goldpreis mit der Inflation korreliert. Vielmehr gab es Phasen in der Vergangenheit, in der der Goldpreis mit den Realzinsen im umgekehrten Verhältnis korrelierte. Sanken die Realzinsen, stiegen die weltweiten Goldpreise und - wie im Falle seit August 2020 - stiegen die Realzinsen, so sank der Goldpreis Die Realzinsen sind im Grunde nichts anderes als die Nominalzinsen - hier vor allem als Referenzwert gerne genutzt die zehnjährigen US-amerikanischen Staatsanleihen und deren Renditen - abzüglich der Inflation, auch oft gemessen am Verbraucherpreisindex aus den USA. Selbiger wird morgen um 14:30 Uhr gemeldet und zeigte zuletzt einen kräftigen Anstieg, was zu sinkenden Realzinsen und einem erneut steigenden Goldpreis führte. Nun versucht der Goldpreis aktuell die Unterstützung bei $1863 Dollar zu verteidigen. Gelingt dies, wäre ein Anstieg bis 2015 Dollar denkbar. Ein Rutsch darunter könnte die korrektive Phase aus dem Frühjahr zurückbringen.
Goldpreis in US-Dollar hält den Support bei $1863 (Gold Cash CFD), Eine Kerze = 1 Tag, Quelle: CMC Markets
Reagiert der Goldpreis in Euro stärker?
Der Xetra Gold ETF CFD basiert auf dem Xetra-Gold-ETF, welcher ein mit physischem Gold besicherter Gold-ETF ist, der den Goldpreisverlauf in EUR zeigt. Tatsächlich haben wir hier im Sommer letztes Jahr eine Bodenbildung in Form eines 123-Tiefs gesehen, welches jetzt hinterfragt wird. Der stärker werdende Euro belastet den Goldpreis in Euro. Ein Anstieg über 51,38 Euro könnte die Situation charttechnisch aufhellen. Darunter wird die Bodenbildung von März 2020 in Frage gestellt.
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