Zwei der „glorreichen Sieben“, deren Aktien zu Wochenbeginn etwas Gewicht im US-Technologieindex Nasdaq 100 abgeben mussten, legten gestern Abend ihre Quartalszahlen vor. Und die Erfolgsstory scheint weiterzugehen, beide Unternehmen konnten die Erwartungen der Analysten erneut übertreffen. Doch während die Aktie der Google-Mutter nachbörslich sechs Prozent zulegen konnte, ging es mit dem Papier von Microsoft vier Prozent nach unten. Es war die schwächere Umsatzprognose für das laufende Quartal, die einmal mehr die rückläufige Nachfrage im PC-Geschäft bestätigt. Auch eine Stabilisierung im Cloud-Geschäft konnte dies nicht aufwiegen. Das passiert, wenn die Börse die Messlatte immer noch ein Stück höher legt.
Für die immer höheren Erwartungen sorgt vor allem die Fantasie im Bereich Künstliche Intelligenz. Als der Hype vor ein paar Monaten an der Börse ankam, sah es zunächst danach aus, als könne Microsoft dem Platzhirschen Alphabet durch die Investitionen in ChatGPT davoneilen und der von Google dominierten Internet-Suche einige Marktanteile abjagen. Diese Euphorie könnte allerdings etwas verfrüht gewesen sein, denn Alphabet hat mit seinen Lösungen durchaus gezeigt, nicht kampflos aufgeben zu wollen.
Cloud-Business muss das PC-Geschäft subventionieren
Zu den Erfolgsfaktoren für künftiges Wachstum und Rentabilität von Microsoft dürfte sicherlich die Fähigkeit des Unternehmens gehören, sich auf den dynamischen und hart umkämpften Märkten für Soft- und Hardware sowie Cloud-basierten Diensten zu behaupten. Die Investoren sind vor allem erleichtert darüber, dass die jüngste Verlangsamung des Wachstums im Azure-Cloud-Computing-Geschäft ihren Tiefpunkt erreicht zu haben scheint. Hier spielt auch die Nachfrage nach KI-bezogener Infrastruktur eine wichtige Rolle.
KI-Fantasie treibt die Aktie
So kann Microsoft noch die hohen Erwartungen erfüllen, doch dürften in der gut gelaufenen Aktie bereits die meisten guten Nachrichten und Ergebnisse eingepreist und so das Potenzial für weitere exorbitante Kurszuwächse kleiner geworden sein. Die Aktie legte in diesem Jahr eine Rally von 43 Prozent aufs Parkett, getragen wurde sie von Begeisterung der Investoren über Microsofts Pläne im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Nachdem das Unternehmen vor einigen Tagen eine höher als erwartete Preisgestaltung für seine auf KI basierte "Copilot"-Software für Büroanwendungen angekündigt hatte, gab es den nächsten Schub für die Aktie.
Noch aber sind viele Fragen offen
Noch macht Microsoft nicht viel Umsatz mit KI, aber jegliche Kommentare über die zukünftige Auswirkung dieser Technologie auf das Geschäft steigern die Fantasie der Anleger. KI ist in der Lage, die anhaltende Schwäche in der PC-Nachfrage zu kompensieren, die das Windows- und Hardware-Geschäft des Unternehmens betrifft. Eine Unbekannte ist jedoch weiterhin, ob der KI-gesteuerte Bing-Chatbot im Internet-Suchmarkt tatsächlich Marktanteile von Google gewinnen kann, hier gibt es noch keine Zahlen oder weitergehende Ausführungen von Microsoft.
Die großen Sieben könnten erstmal pausieren
Nach der Neugewichtung des Nasdaq 100 könnten die einstigen Highflyer der vergangenen Monate, zu denen zweifelsohne Microsoft gehört, durchaus in eine lä nger anhaltende Korrekturphase übergehen und andere Aktien an ihrer Stelle etwas stärker in den Fokus rücken. Zudem ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen, welche Geschäftsmodelle im Bereich der KI funktionieren werden. Zwar sind Anleger von der „coolen“ Technologie mehr als begeistert. Aber wer außer vielleicht den Infrastrukturanbietern Nvidia in naher Zukunft mit welchen Anwendungsbereichen für KI tatsächlich wie viel Geld verdienen wird, ist die große und wahrscheinlich noch lange offene Frage.
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